Interview: Remo Vetterli – 20 Jahre Lobos Informatik AG
Remo Vetterli gibt uns Einblicke in seine 30-jährige Geschichte bei der Lobos Informatik AG.
Herzliche Gratulation Remo zu Deinem 20-jährigen Dienstjubiläum!
Vielen Dank.
Zwei Jahrzenten sind vergangen, seit Du Dich als Entwickler bei der Lobos beworben hast. Heute bist Du Geschäftsleiter eNVenta ERP und hast einen Sitz im Verwaltungsrat der Lobos Informatik AG. Spannende Karriere. Hättest Du das damals gedacht?
Nein, das habe ich damals überhaupt nicht gedacht. Das war auch nie geplant. Ich wurde ein wenig in die Rolle reingeschupst. Das ist das Schöne an der Lobos. Hier kann sich jeder und jede gemäss den eigenen Stärken einbringen und an den Aufgaben wachsen.
Warum war damals gerade die Lobos Informatik für Dich als Arbeitgeber interessant?
Ich war davor für einen Anbieter von Steuersoftware tätig. Durch einen Wechsel im Management sah ich mich veranlasst die Stelle zu wechseln. Ein Bekannter stellte den Kontakt zur Lobos Informatik AG her und ich durfte mich vorstellen. Ich war gleich begeistert. Hier hatte man von Anfang an die Möglichkeit mitzugestalten. Damals waren wir ein kleines Team von 4 Personen und haben zusammen den Bereich SQL-Business aufgebaut. Übrigens, das Mitentscheiden und –gestalten ist auch heute noch ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie der Lobos Informatik AG.
Wie hat sich die Software-Entwicklung in den vergangenen Jahren verändert?
Es ist alles sehr viel komplexer geworden. Früher reichte es aus, wenn eine Software ein ASCII-File schreiben und die andere dieses verarbeiten konnte. Heute ist alles viel integrierter. Es gibt unzählige Schnittstellen. Zeitgleich entwickeln sich die Technologien rasant weiter. Vor allem in den letzten 5 Jahren hat die ganze Entwicklung noch mehr an Fahrt gewonnen.
Hat sich dadurch auch das Kundenverhalten geändert?
Natürlich, der Kunde möchte gerne integrierte Prozesse. Und genau das macht Lobos. Wir verbinden die einzelnen Softwareteile zu einem integrierten System. Stichworte hierzu sind zum Beispiel E-commerce, die Archiv- oder die Telefonanbindung. Oft erlebe ich es, dass es, vor allem, für kleinere und mittelgrosse Unternehmungen schwierig ist, den Überblick zu behalten. Wir stellen dann das Expertenwissen zur Verfügung und unterstützen den Kunden auf der Digitalisierungsreise.
Welche Auswirkungen hatten die Veränderungen auf das Entwicklungs-Team? Das gesamte eNVenta-Team?
Früher brauchte es zur Durchführung eines Projektes einen Entwickler und einen Projektleiter, auch bei grossen Kunden. In der Zwischenzeit hat eine immense Spezialisierung stattgefunden. Es ist kaum mehr möglich, dass eine Person alles machen kann.
Diese Tendenzen haben einen grossen Einfluss auf die Kommunikation. Für das erfolgreiche Gelingen eines Projektes müssen wir heute viel mehr Ressourcen in die Kommunikation und das Wissensmanagement investieren.
Dazu habe ich ein eigenes Beispiel: Bis vor einigen Jahren konnte ich fachlich mit dem Entwicklungsteam mithalten. Heute müsste ich mich stark einlesen, um wieder effizient entwickeln zu können. Im Wissen, dass die neuesten Technologien von Beginn an verfolgt werden müssen. Wer nicht am Ball bleibt, muss vieles aufholen.
In strategischen Fragen und Planungsfragen kann ich mich hingegen immer noch einbringen. Für das Handwerk der Programmierung setzte ich aber auf mein Experten-Team.
Die Digitalisierung hat nicht alles vereinfacht. Würdest Du dem zustimmen?
Ja, dem stimme ich zu. Die Digitalisierung hat sicherlich vieles vereinfacht und Prozesse schneller gemacht. Jedoch ist heute im Hintergrund alles viel komplexer und verzahnter. Zudem muss die Digitalisierung auch vom Management begleitet werden. Es bringt nichts, wenn man ein elektronisches Archiv hat, die Leute im Prozess aber die E-Mails noch ausdrucken. Man muss die Mitarbeitenden abholen, ihre Ängste wahrnehmen und sie auf dem Weg der Digitalisierung unterstützen. Nur so werden sie schlussendlich auch mitmachen.
Welche Zukunftsthemen zeichnen sich im ERP-Umfeld ab?
Die Cloud wird eine noch wichtigere Rolle spielen. Das Selbe gilt für den modularen Aufbau von Software und die Skalierbarkeit. Die Software, die eingesetzten Module und die User-Anzahl sollen mit dem Rahmenumfeld des Kunden mitwachsen.
Ein weiteres Thema ist «Online». Die eingesetzten Anwendungen sollen sämtliche Daten stets in Echtzeit prüfen und anbieten können – am besten über verschiedene Benutzeroberflächen.
All dies Themen lassen sich nur effizient umsetzten, wenn man auf den Standard von eNVenta ERP setzt. Individualentwicklungen vergrössern den Aufwand bzw. machen es teils unmöglich auf diese Trends zu setzten. Daher bieten wir Branchenlösungen an und integrieren Individualentwicklungen, die für andere Kunden im selben Umfeld von Interesse sind, in den Standard.
Wie machst Du Dein eNVenta ERP Team fit für die anstehenden Veränderungen?
Wir haben die Abteilung eNVenta in verschiedene Bereiche organisiert. Diese sind jeweils für gewisse Themen verantwortlich. Sie bauen sich ihr Expertenwissen auf und treiben die Entwicklung ihrer Bereiche voran. Es ist sehr wichtig, dass das Wissen zusammengetragen wird, sprich, dass die einzelnen Bereiche übergeordnet wieder zu einer Einheit werden. So fügt sich das Wissen für den Kunden zum Ganzen zusammen.
Unsere Branche ist sehr personen- und wissensabhängig. Daher fördern wir die Weiterbildungen unserer Mitarbeitenden. Wir gewähren Freiheiten und setzen alle gezielt gemäss ihren Stärken ein. Die Experten können und sollen ihre eigenen Ideen umsetzen, natürlich immer mit den strategischen Zielen der Lobos Informatik AG vor Augen. Genau so ist die neue Lobos API für die E-commerce Integration entstanden, durch den Einsatz und den Ideen unserer Experten des Bereiches E-commerce.
Wie profitierst du von deiner Erfahrung als Entwickler in deiner jetzigen Tätigkeit?
Ich programmiere auch heute noch teils einfache Sachen, bin aber bei Weitem nicht mehr so involviert wie früher. Ich interessiere mich sehr für die neuen Technologien, wie diese funktionieren und was sie hervorbringen können. Dies erleichtert es für mich, in Zusammenarbeit mit den Lobos Experten-Teams, strategische Entscheidungen zu treffen.
Vermisst du das Programmieren?
Ja, ab und an schon. Manchmal würde ich mich gerne hinsetzten und einfach eine Woche wieder einmal programmieren. Hierfür muss man aber am Ball bleiben. Ich habe immer gerne programmiert. Dies rührt auch daher, dass man bei der Lobos Informatik AG auch als Entwickler eigenen Ideen umsetzen und sich einbringen kann. Ich muss aber sagen, dass mir mein heutiges, breites Tätigkeitsfeld, sehr viel Spass macht und ich jederzeit wieder den gleichen Weg einschlagen würde.
Was zeichnet Dich als Geschäftsleiter eNVenta ERP aus?
Die Gründer der Lobos Informatik AG, allen voran Werner Locher, haben uns bei unserer Entwicklung mit der Unternehmensphilosophie der Lobos begleitet. Und auch ich lebe diese weiter. So versuche ich es den Mitarbeitenden zu ermöglichen ihre Stärken auszuleben. Wenn ich sehe, dass jemand in die richtige Richtung läuft, lasse ich ihn oder sie laufen. Sie erkennen mit ihrem Fachwissen, manchmal sogar besser als ich, wohin es gehen soll. Wenn notwendig, gebe ich Inputs und rege zu notwendigen Korrekturen an. Mir ist es sehr wichtig, dass alle ihre Arbeit selbständig erledigen und die Verantwortung für ihre Leistung übernehmen dürfen.
Was würdest Du heute einem jungen Menschen zu Beginn seines Arbeitslebens für einen Tipp mitgeben?
Auch wenn sich die Technologien rasant entwickeln, sollte man auf ältere Leute hören und aus den Gesprächen mitnehmen, was wichtig ist. Klar, die Welt hat sich verändert. Die Grundwerte sind aber die gleichen geblieben.
Apropos Dienstjubiläum. Im eNVenta ERP Team gibt es sehr viele langjährige Mitarbeitende. Woran liegt das?
Wie gesagt, die Lobos Informatik AG fördert die Mitentwicklung durch die Mitarbeitenden. Es darf und soll mitgestaltet werden. Wir hören uns die Vorschläge unserer Experten und Expertinnen an und motivieren sie dazu, diese umzusetzen. Bei uns können sich alle weiterentwickeln und es besteht bei Bedarf und Interesse stets die Möglichkeit in andere Bereiche zu wechseln. So gibt es bei uns Personen, die im Support gestartet haben und jetzt Software entwickeln aber auch solche, die in der Entwicklung gestartet haben und jetzt als Projektleiter tätig sind.
Wenn neue Themen eingeführt werden, wie EDI oder Artificial Intelligence, schauen wir zuerst intern, ob Interesse besteht, dass sich jemand in diesem Bereich Wissen aneignet. Dies wird seitens Lobos durch Schulungen und Weiterbildungen unterstützt.
Last but not least, wir schenken unseren Mitarbeitenden Vertrauen. Dies zeigt sich exemplarisch an der Home-Office Regelung. Wir haben ein paar minime Spielregeln definiert. Im Grossen und Ganzen wird aber jedem Einzelnen zugestanden, den Arbeitsort und (teilweise) auch die Zeit frei zu wählen. Wir haben, im Rahmen des Gesetzes, weitgehend das räumlich und zeitlich flexible Arbeiten zum Standard erklärt.
Was beeindruckt Dich nach 20 Jahren Lobos Informatik immer noch?
Da muss ich nicht lange überlegen. Das ist der Umgang der Mitarbeitenden miteinander. Wir kommunizieren offen und motivieren uns gegenseitig. Wir ziehen alle am gleichen Strang, sind ein Team.
Was aussergewöhnlich ist, und auch immer wieder von neuen Mitarbeitenden hervorgehoben wird, ist die Hilfsbereitschaft. Wir helfen uns, selbst, wenn wir unter grossem Druck sind. Damit man sich das vorstellen kann, möchte ich hier ein Beispiel erwähnen. Vor einigen Wochen postete ein Projektleiter am Samstagmorgen um 10:30 einen Hilferuf im Teams. Und zwar wurde beim Erweitern des Datewarehouses eine Meldung zurückgeben, dass der Archivprozess nicht durchgeführt werden konnten. Es meldeten sich umgehend drei Entwickler, loggten sich ein und suchten gemeinsam eine Lösung. Freilich ist das Arbeiten am Samstag nicht an der Tagesordnung. Es ist aber schon bemerkenswert, wie hoch die Bereitschaft zur Hilfestellung ist.
Herzlichen Dank für das Interview Remo. Darf ich Dir das Schlusswort übergeben?
Ich hoffe, dass es uns erfolgreich gelingt, die Jungen mitzuziehen und, dass wir es schaffen, sie für die Philosophie der Lobos Informatik AG zu begeistern. Denn, ich wünsche mir, dass das Unternehmen in dieser Art weiterbestehen wird und das funktioniert nur, wenn der Nachwuchs mit aufspringt, mitgestaltet und sich einbringt.
Dübendorf im September 2021, Tanja Berger, Sandra Bloder und Remo Vetterli